In der Heilig-Geist-Kirche gibt es keinen Altar. Direkt unter dem Heilig-Geist-Fenster steht der Abendmahlstisch, der „Tisch des HERRN“(1.Kor.10,21). Sehr deutlich kann man erkennen, dass es sich hier um einen Esstisch handelt, etwas überdimensioniert für ein Esszimmer, aber so oder so ähnlich könnte er auch in einem Wohnhaus stehen.
Der Abendmahlstisch lässt sofort erkennen, dass die Evangelische Kirchengemeinde Geldern, auch wenn sie seit 1808 eine unierte Gemeinde ist, starke reformierte Wurzeln hat. Die Reformation am Niederrhein war, auch durch die Nähe zu den Niederlanden, stark von der Schweizer Reformation geprägt, dann aber durch die spanische Besatzung Gelderns von 1587- 1703 verboten worden.
Seit 1703, über hundert Jahre lang, feierten in der Heilig-Geist-Kirche parallel die reformierte-niederrheinische und die lutherische-preußische Gemeinde ihre Gottesdienste. Ab 1808 fusionierten beide Gemeinden zur ‚Evangelischen Kirchengemeinde Geldern‘ – also schon 9 Jahre bevor König Friedrich Wilhelm III. von Preußen mit der altpreußischen Union eine Vereinigung der lutherischen und reformierten Kirchen auf dem preußischen Staatsgebiet herbeiführte.
In Geldern war die Union der beiden Gemeinden keine Verordnung von oben, sondern eine Entscheidung der Leitungsgremien der beiden Gemeinden. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass man bis heute beide theologischen Traditionen der Gemeinde auch in der Kirche sichtbar vor Augen hat und weiterhin wertschätzt.
Auch die evangelische Kirche in Geldern wurde am 14.Februar 1945 durch Brandbomben komplett zerstört und so brauchte die Gemeinde nach dem Wiederaufbau auch einen neuen Abendmahlstisch.
Pfarrer Dr. Hanns Echternacht hatte für den Wiederaufbau und die Ausstattung der Kirche viele Spender:innen gewonnen. Mit seiner Familie zusammen spendete er selbst den Abendmahlstisch, den die Tischlerei Ludwig Ophey aus Geldern baute. Bis heute kann man an drei Tischkanten die Namen der drei Kinder der Familie Echternacht, ihre Geburts-, Taufdaten und Taufsprüche lesen.
Seit der Wiedereinweihung der Heilig-Geist-Kirche am 27. Juli 1952 durch Präses Heinrich Held feiert nun die Evangelische Kirchengemeinde Geldern an ihrem neuen ‚Tisch des HERRN‘ ihre Gottesdienste und das Abendmahl.
Bei der Feier des Abendmahls steht die Gemeinde in einem großen Kreis um den Tisch herum.
Die Gemeindeglieder reichen sich gegenseitig das Brot. Aus dem großen Kelch werden die kleinen Einzelkelche der Teilnehmenden mit Wein oder Traubensaft gefüllt. Nach dem Abendmahl reichen sich die Gemeindeglieder die Hände und empfangen ein biblisches Sendungswort, das immer mit diesen Worten endet: „Gehet hin im Frieden des HERRN!“